Die Meinung am Freitag, 04.05.2018, von Anja Wedig

Anja Wedig meint, dass eine Spitzenkandidatur vielleicht vier Fäuste braucht, aber nicht drei Frauen.

03.05.18 –

Ich meine, dass eine Spitzenkandidatur vielleicht vier Fäuste braucht, aber nicht drei Frauen.

Die grüne Partei ist wohltuend und effektiv feministisch. Eigentlich. Wie generationenübergreifend die Diskriminierung von Frauen weiterhin angegangen werden muss und wird, haben wir z.B. leidenschaftlich im BTWkampf diskutiert.

Und nun wird mir uneindeutig einstimmig vom Lavo ein Trio als Spitzenkandidatin vorgeschlagen, dessen Qualifikation die Weiblichkeit, die „starke“, sei?

Faktisch ist es genau eine Person, die einen ersten Listenplatz als Spitzenkandidatin besetzt. Soll denn Karoline die beiden anderen immer in der Handtasche mitbringen, auf den Fotos, den Plakaten, den Terminen, den Podien?

Spannend, weil relevant, fand ich dann die Aussage, die drei stünden für unsere Themen, mit denen wir nach vorne wollen. Also ich will eine Politik, die insgesamt nicht komplett erwartbar ist und entsprechend verzagt wirkt, sondern mutig und fantasievoll die Umwälzungen der Systeme und unserer Lebensbilder angeht. 

Gute Sozialpolitik wie Anja sie macht, um Kinderarmut, Schere zw. arm und reich, Rassismus endlich nachhaltiger zu bekämpfen. Ja.

Mutige Umweltpolitik wie Maike sie schon in den Koalitionsverhandlungen und bei ihren Anträgen zu Weservertiefung und OTB gezeigt hat, mit ihren Themen Verdichtung vs. Versiegelung, Artenvielfalt etc. Ja.

Seriöse Finanzpolitik als unerlässliche Voraussetzung für konzentriertes Regieren, für die Karoline steht. Ja.

Visionäre Stadtentwicklung mit wirtschaftlichem Innenstadtkonzept, Investorenpartnerschaften, Ideen für den öffentlichen Raum im Sinne ökologischen Gemeinwesens. Äh. Stärkung der Bildungspolitik dieses Landes, auch zugunsten demokratischer Beteiligung. Äh. Förderung kultureller Vielfalt als Bindeglied der Gesellschaft und als Motor moderner Stadtentwicklung und Bildung. Äh. Die europäische Idee als zukunftsweisend fördern und fordern mit aktiver Europapolitik. Äh.

Uuups, wer steht denn da für diese Themen?

Die letzten Zweifel ob der Misslungenheit des Lavo-Vorschlags wurden dann ausgeräumt mit Karolines Worten: „Ich stehe nicht für Erneuerung.“

Da kann ich nur sagen: Ich möchte nicht, dass dieser verfehlte Versuch von Führungsanspruch des Lavo mit einem scheinheiligen Frauenticket weiter auf die Reise geschickt wird, denn:

Grüne Frauen stehen für Erneuerung!

Und Grüne Frauen sind stark und schwach, so wie jeder Mensch. Deswegen brauche und unterstütze ich eine Politik für unsere Zeit, die aus der Notwendigkeit des Wandels und dem Bedürfnis  nach Zusammenhalt von Familien, Nachbarschaften und Städten neue Bilder und Formen von Arbeit, Lebensleistung und Freizeit anerkennt und trägt und sich herausbilden lässt. 

Und ich möchte eine Spitzenkandidatin, die diese Ziele darstellen und anstreben kann und sie weiter entwickeln und offen diskutieren will.

Und schließlich möchte ich eine Partei und einen Wahlkampf, die offen sind für alle Partner, die Ähnliches wollen und können. Wer das ist und werden soll, darüber müssten wir streiten und verhandeln - mit denen und mit uns.