Die Meinung am Freitag, 15.06.2018, von Ralph Saxe

14.06.18 –

Ich meine, dass endlich gut sein muss mit verharmlosen und vertuschen. Jetzt hat es massiv auch Mercedes erwischt. Die sind jetzt auch ein Bestandteil des Dieselgates. Angesichts des Pflichtrückrufs für bundesweit 238.000 Daimler-Fahrzeuge, von denen viele im Bremer Mercedes-Werk produziert wurden, ist ein Umsteuern der Konzernspitze und der Bundesregierung längst überfällig. Die Konzernspitze tut jetzt so, als wenn das eine Bagatelle wäre. 6000 vorzeitige Todesfälle jährlich in Deutschland durch Autoabgase bedeuten, dass jährlich 6000 Menschen frühzeitig sterben. Die anderen erleben nur gesundheitliche Beeinträchtigungen: Von Asthma gar nicht zu reden. Das ist also gar keine Bagatelle, sondern eine fahrlässige Beeinträchtigung der Gesundheit von ganz vielen. Wenn ich auf meinem grünen Fahrrad sitze und so ein SUV sportlich neben mir startet, denke ich mir, was kann ich dafür, dass der jetzt meine Atemluft über Gebühr verunreinigt. § 1 Straßenverkehrsordnung beschäftigt sich mit Rücksicht im Verkehr. Vielleicht hat der SUV-Fahrer gedacht, ist ja gar nicht so schlimm: Ich habe doch eine Abgasreinigung. Bei nicht wenigen Fahrzeugtypen deutscher Fahrzeughersteller wird diese Abgasreinigung aus schnöden finanziellen Erwägungen mit ausgetüftelter Technik dauerhaft abgeschaltet. Dass diese Hersteller dann für ihre Manipulationen nicht wenigstens Buße tun und die von ihnen entwickelten Motoren auf Ihre Kosten wirksam nachrüsten, mag überraschen, weil so enorm viel Vertrauen verspielt wird. Statt kosmetischer Reparaturen mit Software-Updates sind jedoch unverzüglich verpflichtende Nachrüstungen am Motor auf Kosten der Autoindustrie nötig. Dass die betroffenen Automobilkonzerne aber von der Bundesregierung nicht zu solch einer Buße verpflichtet werden, ist der eigentliche Skandal einer Nähe, die zu einer weitgehenden Handlungsverweigerung führt. Das nennt man politisches Versagen. Die Daimler-Konzernspitze muss endlich erkennen, dass es nur eine Antwort auf den Diesel-Skandal geben kann: raus aus dem Verbrennungsmotor, rein in die emissionsfreien Antriebe. Wer diesen technologischen Wandel verpennt, verliert seine Wettbewerbsfähigkeit. Schließlich legen andere Länder längst Quoten für Elektroautos fest, Exporte von Diesel-Pkw werden somit schwieriger. Das Bremer Mercedes-Werk ist mit über 12.500 MitarbeiterInnen der größte Arbeitgeber in der Region. Das weitere Aussitzen des Diesel-Skandals hat absehbar auch negative Auswirkungen auf unseren Standort. Auch Mercedes braucht dringend eine Verkehrswende.