Die Meinung am Freitag, 19.10.2018, von Anja Stahmann

Diese Woche schreibt Anja Stahmann über die bedauerliche Insolvenz des TSV Hastedt und die grüne Sportpolitik.

18.10.18 –

Ich meine:

Warum Grüne Politik Sportvereine fördern muss

 

Mit dem TSV Hastedt musste ein Verein mit langer Geschichte den schweren Gang zum Amtsgericht antreten und einen Insolvenzantrag stellen. Es ist bedauerlich, dass er in seiner jetzigen Form offenbar nicht mehr überlebensfähig ist. Der TSV Hastedt ist für mich als Grüne Senatorin nicht irgendein Verein. Die zwei Vereine, aus denen er hervorgegangen ist, waren frauenpolitisch sehr früh aktiv, und vor allem in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in der Arbeiterbewegung politisch engagiert. Nicht zuletzt mit seinen Handball-Damen war er zwischenzeitlich auch sportlich sehr erfolgreich.

 

Der Fall HTSV macht auch deutlich: Ein Verein kann immer in eine Schieflage geraten, weil die Mitgliedszahlen sinken oder die Kosten ihn auffressen. Ich wäre nicht Grüne Sportsenatorin, wenn ich die Vereine dann hängen ließe. Aber die Vereine müssen sich melden, frühzeitig auf das Sportressort und den LSB zugehen. Das ist in den letzten Jahren immer mal wieder geschehen. Und wir haben gemeinsam mit dem Sportamt und dem Landessportbund auch Lösungen gefunden – ohne dass das an die große Glocke gehängt wurde.

 

Wenn wir den HTSV auch nun nicht mehr vor der Insolvenz bewahren konnten, weil er sich viel zu spät an uns gewandt hat, liegt uns jetzt vor allem daran, dass die Sportlerinnen und Sportlern ihren Sport weiter betreiben können. Die Vereinshalle muss zudem für den Schulsport und Vereinssport erhalten bleiben, daran arbeite ich gerade.

 

Die Gründe für eine Vereins-Insolvenz sind vielschichtig, aber man darf nicht verallgemeinernd sagen, dass eine eigene Halle den Ruin bedeutet. Im Gegenteil: Viele sehen in einer eigenen Halle große Chancen. Vier Vereine planen gerade eigene Hallen, und es ist Grüne Politik, dieses Engagement von der Basis zu unterstützen. Mit dem Doppelhaushalt 2018/19 haben wir deshalb Planungsmittel bereitgestellt, damit die Vereine weitermachen können. In den kommenden Jahren sollen dann in einem zweiten Schritt die neuen Hallen gebaut werden, und auch das werden wir finanziell unterstützen. Vier zusätzliche Vereinshallen – das ist ein großer Sprung für den Vereinssport in Bremen. Das alles ist ohne Frage ein Kraftakt für die Vereine – und Merkmal Grüner Politik.

 

Was in den Sportvereinen Bremens und Bremerhavens geleistet wird, verdient Anerkennung. Da sind natürlich die Topleistungen im Sport. Aber den größten Anteil macht doch der Breitensport aus mit seinen sozialen Kontakten, mit der gesundheitspräventiven Wirkung bis hin zu seinem wichtigen Beitrag für eine gelingende Integration von Zuwanderern – egal, ob sie aus anderen Bundesländern kommen, aus Europa oder der ganzen Welt. Die Sprache des Sports ist universell, fast hätte ich gesagt: Er spricht sogar bayerisch.

 

Die Gesellschaft verändert sich, das gilt auch für den Sport. Hier ist es an den Vereinen und Verbänden, darauf zu reagieren, Angebote zu ändern oder neue zu entwickeln. Meine Aufgabe als Grüne Sportsenatorin ist es, sie dabei so zu begleiten und zu unterstützen, dass die Stadt damit ein Stück mehr inneren Zusammenhalt bekommt. Das tun wir seit vielen Jahren über die Sportförderung. Wir haben die finanziellen Mittel für die Übungsleiterinnen und -leiter aufgestockt, wir fördern Vereine, die Flüchtlinge mit Angeboten gezielt ansprechen, wir zahlen Zuschüsse zu Energiekosten und fördern das Energiesparen, etwa mit der Unterstützung für den Einbau von LED-Lampen in Hallen und auf Spielfeldern. Die Sportfördermittel haben wir in den vergangenen Jahren sogar leicht erhöhen können, wenn auch der Sporthaushalt noch immer auf Kante genäht ist. Nun gilt es, Spielräume in den kommenden Jahren auch zu nutzen, um zu weiteren Verbesserungen zu kommen.