Die Meinung am Freitag 21.04.2014 von Andrea Quick
Die Welt ist einfach gestrickt - so jedenfalls sieht es der Weserkurier in einem Kommentar von letztem Dienstag zum Equal Pay Day. Mütter wollen biologisch bedingt ihren Kindern beim Aufwachsen zusehen und verzichten daher, ebenfalls biologisch bedingt, auf ihre Karriere. Und deshalb sollen sie doch endlich aufhören mit dem Gejammer um die gerechte Bezahlung. Frauen ohne Kinder sterben einsam im Pflegeheim (Männer offensichtlich nicht, weil ihre Frauen sie ja pflegen), d.h. Karriere machen und dafür auf Kinder verzichten heißt einsam sterben, und wer will das schon! Gefehlt hat in noch der Hinweis, dass die unterschiedliche Bezahlung von Frauen und Männern auch biologisch gerechtfertigt ist - immerhin verschwindet die Durchschnittsfrau einmal pro Monat sechs Tage im hormonellen Nirwana und ist nicht zu gebrauchen. Aber im Grunde ging es ja gar nicht um das eigentliche Thema des Equal Pay Days - die immer noch eklatanten Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern bei gleicher Qualifikation und gleicher Arbeit - sondern darum, eine für die Frauenbewegung grundsätzliche Voraussetzung für die Gleichstellung der Geschlechter lächerlich zum machen und abzuwerten.
Irgendetwas stimmt nicht mit unserer Medienlandschaft und dem Frauenbild darin. Im Tatort werden seit Wochen reihenweise selbstbewusste, beruflich erfolgreiche Frauen zusammengeschlagen, entstellt, in der Zelle als Geisel gehalten und massakriert oder müssen sterben, weil sie mit Mitte 40 noch Lust darauf haben, Männer abzuschleppen und neue Sexpraktiken zu entdecken. Biologisch bedingt oder einfach nur die verschiedenen Facetten von männlichen Machtphantasien?
„Was will das Weib?“ fragte die Zeit anlässlich des Internationalen Frauentages 2014. http://www.zeit.de/2014/11/feminismus-prostitution-internationaler-frauentag. Eine gute Frage. Die Antwort der Autorin lässt allerdings die Haare zu Berge stehen. Da wird munter Feminismus-Bashing betrieben ohne Hand und Fuß. Da wird behauptet, dass europäische Feministinnen Schuld seien an kaputten Beziehungen, der steigenden Zahl von Alleinerziehenden, der Kriminalisierung von Prostitution. Da wird der europäischen Frauenbewegung unterstellt, zu einem "Staatsfeminismus" zu werden, der Misstrauen unter den Geschlechtern sät. Diese Aussagen werden weder belegt noch werden ihnen andere gegenübergestellt. Offensichtlich dürfen Journalistinnen und Journalisten platte Ressentiments und Klischees ungeprüft verbreiten.
Ich meine, wir Grünen sollten uns für eine informierte und differenzierte Berichterstattung zu Geschlechterpolitik und Feminismus stark machen. Wir dürfen es nicht zulassen, dass Medien den von Feministinnen geführten, langjährigen Einsatz für die Gleichstellung von Frauen und Männern lächerlich machen. Der Kampf für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und für einen Abbau von Gewalt und Diskriminierung zielt darauf ab, dass alle Geschlechter „auf Augenhöhe“ zusammenleben.
Kommentare:
Du hast mir und uns belladonnas sehr aus der Seele geschrieben. In den Medien, die es sonst auch nicht so nötig hatten (DIE ZEIT u.a.), werden frauenpolitisch Engagierte, Feministinnen und deren Themen regelmäßig lächerlich gemacht bis hin zu harten Diskriminierungsäußerungen. Die Frage ist: warum passiert dieses bashing jetzt? Was für Motive stecken dahinter, auch beim Weser Kurier? Differenziertheit kostet mehr Denken und auch mehr Mühe als der einfache Weg der Verurteilung und des Abwertens.
Dass mit den Tatorten übrigens ist mir persönlich auch seit mehreren Wochen aufgefallen. Ich habe sogar Tatort ausgeschaltet, weil ich die vielen massakrierten Frauen auch nicht mehr ertragen konnte!!
Die zahlreichen Potenziale und Chancen, die in der Geschlechtergerechtigkeit liegen, werden in den Medien fast gar nicht aufgenommen.
Ein Thema, welches den GRÜNEN gut bekäme.
Ich danke Dir für Dein statement!!
Herzliche Grüße
Maren Bock
Aber gab und gibt es nicht auch Feministen (männlich), die sich langjährig für Gerechtigkeit der Geschlechter einsetzen und eingesetzt haben?
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