Die Meinung am Freitag, 25.05.2018, von Yannick Pohlmann

Yannick Pohlmann meint, dass Bremen heute anfangen muss aus der Kohle auszusteigen.

24.05.18 –

Ich meine: Bremen muss heute anfangen aus der Kohle auszusteigen!

Das Land Bremen wird trotz jahrelanger Grüner Regierungsbeteiligung seine Klimaziele klar verfehlen, ein Großteil der Emissionen stammt aus der Strom- und Wärmeerzeugung. Auch im Rest Deutschlands sieht es nicht besser aus: Bereits am 28.03. war das CO2-Budget für Deutschland, um das 2 °C Ziel zu erreichen, aufgebraucht. Eine Woche früher als im Vorjahr. Beim Anteil der erneuerbaren Energien belegt Deutschland den 18. Platz innerhalb der EU.

Gleichzeitig schließen in Deutschland 2018 die letzten stark defizitären und doch subventionierten Kohlezechen. Steinkohle muss aus Russland, den USA oder Kolumbien von einigen wenigen Konzernen importiert werden, wo sie unter fragwürdigen Bedingungen abgebaut wird. Sichere und nachhaltige Energieversorgung sieht anders aus. Trotzdem wird an der Kohlekraft festgehalten. Der Ausstieg aus dieser Technik von gestern muss jetzt dringend beginnen. Doch wie schaffen wir das?

Die Situation in Bremen

Bremen ist ein Kohleland. Nur 15% der verbauten Kraftwerksleistung setzen nicht auf fossile Energieträger. In Bremen stehen die Kraftwerke Farge (Engie), Hastedt und Hafen (Swb) mit einer elektrischen Gesamtleistung von über 700 MW. Das Kraftwerk Hastedt produziert zusätzlich einen Großteil (ca. 66%) der Bremer Fernwärme. Das Kraftwerk Hafen produziert einen deutlich geringeren Anteil (ca. 3,6%) der Bremer Fernwärme und ist deutlich weniger rentabel. Der verbleibende Teil der Bremer Fernwärme wird durch die zwei Müllverbrennungskraftwerke produziert. Das Kraftwerk Farge stellt keine Abwärme zur Verfügung und weist, trotz vergleichsweise hohem Wirkungsgrad, den höchsten Emissionsfaktor für Strom auf.

Der wichtigste Faktor bei der Abschaltung sind die wegfallenden Arbeitsplätze. Für sie braucht es einen Sozialplan. Aber auch die Fernwärme der Kraftwerke muss ersetzt werden. Die Fernwärme des Kraftwerks Hafen ist problemlos durch Wärme des, auf dem gleichen Gelände befindlichen, Müllheizkraftwerks zu ersetzen. Die Fernwärme des Kraftwerks Hastedt soll durch das Verbinden der Fernwärmenetze Bremer Osten und Universität realisiert werden. Hierzu muss eine neue Leitung verlegt werden, die genaue Route wird zu politischen Debatten führen.

Technisch ist es also machbar, aber wann ist es soweit? Bremen hat jetzt noch die Chance der erste Stadtstaat und das zweite Bundesland ohne Kohlekraft zu werden und so eine Vorreiterrolle in Deutschland zu übernehmen.

Wann wird abgeschaltet?

Um die Klimaziele noch zu erreichen, hat der BUND Anfang dieses Monats einen Abschaltplan veröffentlicht. Die Steinkohlekraftwerke Hafen und Farge sollen nach diesem Plan bis 2020 abgeschaltet werden. Die Perspektive ist also klar: Die Bremer Kraftwerke müssen für den Klimaschutz vom Netz, besser früher als später.

Das Kraftwerk in Farge steht aktuell zum Verkauf, ein potenzieller Käufer ist RWE, mit klarer Absicht zum weiteren Betrieb. Der Verkauf des Kraftwerks Farge ist ein guter Zeitpunkt dieses überflüssige Kraftwerk jetzt abzuschalten. Dafür sollten wir kämpfen und auf die Straße gehen. Wir können den weiteren Betrieb verhindern.

Das kaum profitable Kraftwerk Hafen muss als nächstes vom Netz. Hier brauchen wir einen verbindlichen Abschalttermin, um die Klimaziele bis 2020 zu erreichen.

Für Hastedt brauchen wir eine zügige Verbindung der Fernwärmenetze Bremer Osten und Universität, damit das Kraftwerk direkt nach der Fertigstellung vom Netz kann.

Aber dort dürfen wir nicht aufhören. Die CO2 Bilanz der Müllverbrennung muss verbessert werden, dazu muss der biogene Anteil des Mülls stark gesteigert werden. Eine erste Maßnahme wäre eine Verwertung des Bremer Biomülls in Bremen.

Danach muss das Ziel eine CO2-neutrale Strom- und Wärmeversorgung für Bremen sein, deutlich vor 2040. Dazu müssen neue, heute schon am Markt verfügbare, Technologien, wie Fluidwärmepumpen, eingesetzt werden.

Wie schon die erfolgreiche Anti-AKW Bewegung gezeigt hat: Wir brauchen jetzt öffentlichen Druck. Lasst uns die Erreichung unserer Klimaziele nicht von einer Kohlekommission abhängig machen, die von einem Wirtschaftsministerium geleitet wird. Nehmen wir den Kohleausstieg selbst in die Hand und kämpfen wir gemeinsam gegen die Klimakrise -die Zeit drängt! Fangen wir mit Farge an und erzwingen wir die Schließung!

 

Yannick Pohlmann