Die Meinung am Freitag, 10.4.2015, von Petra Kettler

Ich meine, dass es ein wichtiges und richtiges Zeichen ist, die Wahlunterlagen in Leichter Sprache zu erstellen.

10.04.15 –

Ich meine, dass es ein wichtiges und richtiges Zeichen ist, die Wahlunterlagen in Leichter Sprache zu erstellen.

Die Formulierungen haben viele Menschen irritiert. Das ist verständlich.

Nicht gerechtfertigt ist dagegen die Ablehnung oder sogar Verhöhnung, die derzeit in den sozialen Netzwerken zu lesen ist.

Leichte Sprache wurde zunächst entwickelt für Menschen mit Lernschwierigkeiten und Behinderungen. Und die Sprache wurde zusammen mit behinderten Menschen erarbeitet.

Die Konzepte der Leichten Sprache zielen aber ganz grundsätzlich darauf ab, sprachliche Hürden für alle abzubauen, die Alltags- oder auch Fachsprachen (etwa "Amtsdeutsch", Wissenschaftssprachen) nicht oder nur schwer verstehen.

Jeder Mensch kann Texte in Leichter Sprache besser verstehen. Sie ist auch hilfreich für Menschen, die nicht so gut lesen können oder die Deutsch nicht als Muttersprache gelernt haben. Leichte Sprache ist zunächst irritierend, denn sie hat eigene Regeln. Das hat Plattdeutsch aber auch. Da kommt niemand auf die Idee, einen Werteverfall zu sehen, nur, weil es keine Unterscheidung zwischen mir und mich gibt.

Nun sind Leute damit konfrontiert worden, denen diese Sprache bisher fremd war.

Ungefragt und unvorbereitet!

Das war ein Fehler!

Es ist verständlich, dass viele Menschen verstört bis verärgert über die Erklärungen zu den Musterwahlzetteln reagiert haben.

Es wurde versäumt zu erklären, warum hier eine so ungewohnte Sprache verwendet wurde.

Schade!

Aber trotzdem: Bei den Wahlunterlagen geht es um Verständnis und nicht um schöne sprachliche Formulierungen.

Alles, was es Menschen erleichtert, zur Wahl zu gehen, sollte gefördert werden.

Journalisten sollten dieses Ziel unterstützen. Eine Verhöhnung von Leichter Sprache ist unangebracht.

Deshalb ist es mein Wunsch, dass sich alle auf diese Neuerung einlassen.

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Gleiche Rechte für alle