Die Meinung am Freitag, 12.02.2016, von Hermann Kuhn

Ich meine,…… dass wir auch mal radikal denken müssen.

11.02.16 –

Ich meine,…
… dass wir auch mal radikal denken müssen. Radikal sein heißt ja bekanntlich den Dingen auf den Grund gehen und sie dort verändern, wo sie ihre Wurzeln haben. Daran wurde ich erinnert, als ich die öffentliche Berichterstattung über die Lage an der türkisch-syrischen Grenze sah und las. Die Türkei wurde heftig kritisiert, weil sie (zumindest auf noch unbestimmte Zeit) die Grenze geschlossen hat und die syrischen Flüchtlinge auf syrischem Gebiet versorgt. Und natürlich wird spekuliert, was es für Deutschland und Europa bedeutet, wenn die Flucht aus Syrien, vor allem aus Aleppo, wieder anschwillt. Denn 700.000 Menschen leben wohl noch in dieser Stadt mit jahrtausendalter Geschichte, die durch Belagerung und Aushungern zerstört werden soll.

Aber sehr merkwürdig wenig wird über die Verursacher und Verantwortlichen dieser Tragödie gesprochen. Wir können uns auch nicht damit herausreden, dass die Lage so unübersichtlich sei. Es ist Assad mit direkter militärischer Unterstützung des Iran und der Hizbollah, der der Stadt Aleppo den Todesstoß geben will – als „Morgengabe“ für die Syrienkonferenz, die dann prompt verschoben werden musste. Und das wäre Assad nicht möglich ohne die massiven Angriffe der russischen Luftwaffe, die ohne jedes Mandat und ganz ungeniert beansprucht und durchgesetzt hat, dass sie Herrscher am syrischen Himmel ist – mit tausendfach todbringenden Folgen. Und Putin gibt sich nicht einmal mal die Mühe, weiter die Lüge zu verbreiten, er würde ja nur den Islamischen Staat bekämpfen. Darum ging es ihm ja von Beginn an nicht, sondern darum, dass Assad bleibt – und damit der russische Einfluss in der Region.

Habe ich einen Vorschlag zur Lösung? Nein. Aber ich mache ein großes Fragezeichen an die Losung, dass Russland ein Teil der Lösung sein könne, weil Putin dort nun mal die militärische Initiative ergriffen habe (aus seiner Sicht ein Erfolg). Und ich verstehe nicht die Zögerlichkeit in der Unterstützung der syrischen Oppositionsgruppen, so unterschiedlich (und unseren Vorstellungen nicht immer entsprechend) die sein mögen. Und ist eine Flugverbotszone wirklich unmöglich? Und traut sich niemand mehr, eingeschlossene Menschen aus der Luft zu versorgen? Ich habe die gleichen Unsicherheiten und Skrupel wie die westlichen Regierungen. Aber Assad und Putin haben diese Skrupel nicht. Wir müssen doch wenigstens die Fragen stellen und die Verantwortlichen benennen; sonst finden wir nie eine Lösung, um die Tragödie für die Menschen in Syrien zu beenden.

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Frieden/Internationales | Migration, Integration, Asyl