Die Meinung am Freitag, 23.10.2015, von Steffen Wiegmann

Ich meine, dass Kultur ein Schlüssel zur Integration sein kann. Die politischen Debatten zur aktuellen Flüchtlingssituation bewegen sich naturgemäß im Spektrum gegenwärtiger Ereignisse. Die Frage nach der langfristigen Integration der außerordentlich großen Anzahl Menschen, die nach Deutschland kommen, mündet oder endet oftmals in den Antworten Integrationskurs und Sprache.

20.10.15 –

Ich meine, dass Kultur ein Schlüssel zur Integration sein kann.

Die politischen Debatten zur aktuellen Flüchtlingssituation bewegen sich naturgemäß im Spektrum gegenwärtiger Ereignisse. Die Frage nach der langfristigen Integration der außerordentlich großen Anzahl Menschen, die nach Deutschland kommen, mündet oder endet oftmals in den Antworten Integrationskurs und Sprache. Insbesondere die Sprache ist vorauszusetzender Bausteine aller möglichen, weiteren Konzepte. Des Weiteren stellt die Arbeit ein grundlegendes, integrativ-soziales Element dar. Unter Arbeit sind alle Formen sozial eingebundener Tätigkeiten zu verstehen, die einen gesellschaftlichen Beitrag leisten und umgekehrt Selbstwert und  -definition positiv fördern.

Wenn denn einmal abzusehen ist, wie viele Menschen in den Regionen und Städten dauerhaft bleiben werden, wird langfristig betrachtet die Kultur ein entscheidender Faktor der Akkulturation bzw. positiv gelebter Interkulturalität. Diese Feststellung trifft selbstverständlich nicht nur auf die 2015 neu nach Deutschland kommenden Menschen zu, sie ist sich jedoch im Angesicht der Dimensionen dieses nicht in allen Folgeerscheinungen zu kontrollierende und steuernden Phänomens bewusst zu machen.

Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft und kultureller Prägung rezipieren Raum, Geschichte und Objekte auf unterschiedliche Art und Weise. Positiv verstanden stellt dies eine Multiperspektive dar, welche sich eine Gesellschaft zunutze machen kann. Kreativität entsteht durch neue Denkweisen und neue Lösungswege führen zu Innovationen. Negativ betrachtet trennen kulturell verschiedene Denk- und Handlungsmuster Bevölkerungsgruppen, führen zu Segregation und Verständigungsproblemen.

An diesem Punkt sind die Einrichtungen einer Gemeinschaft gefragt, die sich mit der Bewahrung, der Erforschung und Vermittlung des kulturellen Erbes befassen: die Museen, Kultureinrichtungen und Sammlungen der Stadt. Sie alle besitzen durch ihre inhaltliche Definition und ihren Auftrag ein wichtiges Instrument mit enormer Integrationskraft. In ihrem Auftrag, alle Menschen und Bevölkerungsgruppen zu erreichen, müssten jedoch auch alle kulturellen Farben der Stadteile in ihrer Arbeit und Vermittlung repräsentiert sein. Stattdessen prägen national-historische Narrative das Bild, bei denen Zuwanderung in ihren Effekten nicht genug beachtet wird. Das kulturelle Erbe der Migration liegt als Arbeitsfeld brach und wird in seiner transnationalen Multiperspektive auf Geschichte, Raum und Objekt zu wenig beachtet. Zurück bleibt ein nationaler Kulturraum, zu dem die Hürden für weite Teile der Bevölkerung hoch sind und der diesen Gruppen somit versperrt bleibt.

Kategorie

Migration, Integration, Asyl